Wachträume der Verlassenen: Einmal wird er eintreten. In einem weit karierten braunen englischen Reisemantel. Und wenn er ihn aufmacht, wird unmittelbar darunter seine weiße schmale Gestalt sein. Aber irgendwie mit der dünnen goldenen Kette und kleinen klingelnden goldenen Anhängseln daran. Alles wird wie ein Tag gewesen sein. Sie ist ganz sicher. Sie erlebt es im Wachtraum.
Sie ist nicht begehrlich. Kein Mann verlockt sie. Es ist ihr lieber, wenn ihr einer den Hof macht, ein wenig weltschmerzlich auf die Gebrechlichkeit solcher Beziehungen hinzuweisen.
Wenn sie abends aus dem Geschäft nachhause kommt, ist sie ganz erfüllt von seinen lärmenden, lustigen, ärgerlichen, intriganten Erlebnissen. Ihre Ohren sind voll, ihre Zunge spricht innerlich. Aber sie fühlt, daß sie nicht das ist, was sie ist. Wo sie nie in sich hinkam, ist sie groß und edel und gut; kein Geschäftsmädel; ebenbürtig ist sie dort, verdient ein großes Schicksal. Darum hat sie immer gefühlt ein Recht auf ihn zu

haben.
Ihre Tante hatte früher gesagt, daß sie trotzig und verstockt sei. Sie ist aber gut und irgendwo muß es einen Palast der Güte geben. Irgendjemand wird sie gern haben.
Sie hatte sich ihn früher in ihrer Weise zurechtgelegt: Von dem, was er wollte, verstand sie nichts. Das war nur ein Glanz. Aber weil er gut zu ihr war, gehörte er ihr. Darum traf es sie so fürchterlich, als sie zum ersten Mal wahrnahm, daß er sich auch mit andren Frauen abgab.