Zur Eifersucht. Die Szene mit Friedmann. Herma wird scheinbar rot. Eine Gewissheit schießt in Hugo auf, die im nächsten Moment von keiner Seite zu packen ist, die ihn gänzlich hilflos läßt.

Die Träume Hugos. Ein blondes unscheinbares Mädchen mit blasser Haut erzählt ihm. Sie

sprachen davon, daß ihm seine jetzige Geliebte durchging. Nur von der Neugierde erfaßt, wirft er hin: „Nun und glauben Sie, daß die Andere besser war?“ Er schüttelt den Kopf und zieht ein zweifelndes Gesicht, um das Mädchen damit zu einer recht kräftigen Verneinung zu reizen. Er kostet schon die Erleichterung, die ihm ihre Entschiedenheit bringen würde. Aber statt dessen sieht er langsam ein Lächeln auf dem Gesicht des Mädchens entstehen, sieht es mit fürchterlicher Deutlichkeit sich ausbreiten und hört: „Ach die, die hat ja so furchtbar gelogen. Sie wollte immer eine große Lebedame werden. Sonst war sie ja ganz nett, aber nur konnte man ihr kein Wort glauben …“
Dann der Traum von dem Verhältnis zu Klages. (Geständnis Klages?)
Durch diese Träume wird Hugo ganz verwirrt. Er glaubt fast an etwas Objektives, das sich in ihnen ankündigt.
Herma ist nicht schön und verliert später immer mehr. Hugos Eifersucht kommt nicht daher, daß er rasend verliebt wäre, sondern weil er wenigstens einen Menschen besitzen will, weil er sich verzweifelt wehrt, daß ihm dieser Sicherste nicht auch von der allgemeinen Unsicherheit ergriffen werde.

Tonka. Unser halbes Leben ist Ausdruck. Walther drückt sich durch seine moralische Person aus, Helmont der Ältere, durch seinen Rausch, Faust durch seinen Ästhetizismus – Hugo sucht unbefriedigt zwischen all dem: nur Herma hat gar keinen Ausdruck. Dadurch wird sie zum Schicksal für Hugo!
Robert. Er vermag nur physiologisch zu leiden. Auch seine Energie usw. ist nicht psychologisch.
Das eigentümliche Wesen der Liebe zeigt sich deutlich im Traume. Man träumt von der Geliebten. Sie sieht ganz anders aus, ihre Stimme hat einen anderen Klang und Fall. Sie tut Dinge, welche die Andere nie tun

würde. Dieser Nichtidentität bleibt man sich fortwährend bewußt. Dennoch ist man – eine Ähnlichkeit mit Pathologischem – gezwungen das Traumbild für sie zu halten. Es ist gewissermaßen mit dem Namen behaftet. Und zwar in einer äußerst eindringlichen Weise, die fremdeste Bewegung wird zu ihrer Bewegung, ja selbst ein Bauschen weißer Unterröcke, wie Herma solche nie getragen, wurde einmal dazu. Und mit dem Namen ist die ganze wesenlose Zuneigung mit an das zufällige Traumgebilde geknüpft. Das gibt ganz eigene Kombinationen zwischen den Gefühlen, die sich an das individuelle Erlebnis und jenen, die sich an den Namen knüpfen. Eine unsagbare Innigkeit knüpft sich an das Empfinden. Diese Innigkeit ist dem Namen assoziiert. Sie wird auch von der wirklichen Geliebten nicht erzeugt, sondern nur hervorgerufen. (Dies kann man nämlich hieraus schließen.) Die wirkliche Geliebte ist aber ganz eingehüllt von diesen Spontaneitäten, während im Traum ein feiner Riß besteht; man fühlt auch dort das Fremde, man fühlt, daß es sich lediglich um eine Assoziation handelt.

Hugo (Tonka). Es gibt keine tiefere Traurigkeit, als einen unbedeutenden Menschen zu lieben. Man sieht, wohin die anderen Wege der Freunde führen, und bleibt dennoch stehen.

Handlung. Als Hugo und Walther durch einige Straßen gegangen sind und eben durch eine enge Gasse gehen und spielende Kinder, Arbeiterfrauen mit Körben, ein Dienstmädchen mit einem Hund sehen, – sagt Hugo: „Herma ist tot; weißt du, daß Herma tot ist?“

Träume. Einmal träumt Hugo, daß Herma abermals – nur etwas anders erkrankt ist, und er fühlt, daß er auch hier sofort entschuldigen muß, obwohl es noch absurder ist.

Unter hohem seelischen Druck bilden sich wieder moralische Begriffe. Die alte Sache mit dem Werben um ein hochgebildetes Weib. Hier ein Kampf um die

Freundschaft eines geistreichen Mannes. Jeder bietet ihm geistige Vorzüge. Man kommt auf den Charakter, denn man kann sich nicht übertrumpfen, und sucht durch kleine Gefälligkeiten, Confidencen und dergleichen zu siegen. (Allesch – ich.)

Ein Detail. Auch ihm nahestehende Männer mag Hugo sich nicht in Blöße denken. Wenn er im Sitzen die Kleider wegdenkt, oder einen Längsschnitt durch den Körper sich vorstellt, werden sie ihm in der Gürtelgegend ekelhaft. Andere Frauen werden ihm dort rein sexual, die Unzucht springt vor und an Stelle aller seelischen Werte.
Wenn er sich aber Herma zerschnitten denkt, so liebt er sie, sie tut ihm leid, das Grausliche ist verklärt –
So verfolgt ihn die Einsamkeit, der er nur bei ihr entgeht.

Übergänge. Connie Lissmann in dem Buch der Thymian erinnert ihn an Cousine Julie. Auffallend ist nun hier wie dort das Fehlen einer entschiedenen Repulsion. Man billigt gewiß diese Persönlichkeit nicht, aber man vermag doch Freundschaftliches für sie zu empfinden. Das Verständnis für die Kluft fehlt. Ahnungslos könnte man die diesen Weibern ausgelieferten Mädchen nennen. Aber es ist doch mehr. Denn daß sie ahnungslos sind, ist eine moralische Minderwertigkeit, ist schon ein Grenzzustand.

Aus: Paradox über die Liebe von Adolphe Retté. (Amethyst). – „Da warf sie sich, wie sie es am liebsten tat, quer über das Bett hin, um so ihre heimliche Blume noch besser anzubieten …“
Und ich besaß sie so, daß bloß unsere Geschlechter sich berührten und ineinander drangen; wie getrennt von unseren Leibern war das, und wir konnten das Blut sehen, das scharf duftend und schlangenlangsam an unseren Gliedern lief – .
Als wir wieder zum Bewußtsein der Dinge kamen, hatte sie ihre Hand an die Stirne gelegt; – plötzlich tat sie eine Bewegung, wie wenn sie

etwas wegstieße, glitt vom Bett und lief wie in Angst zu einem Canapé. Ein ganz neuer und ganz trauriger Morgen hing an den Fensterscheiben. – Ich war ganz kalt – eine wahnsinnige Lust sie zu strafen – sie zu töten … Und: in diesem Gefühle wollte ich sie noch einmal besitzen.
Ich habe mit Absicht das Beispiel einer bis zum Paroxysmus gesteigerten Liebe zweier Menschen gewählt, die sich anbeten, wie ich ganz bestimmt weiß. Aber glauben Sie mir, im Grunde sind die Umstände in jeder Art gegenseitiger Liebe die gleichen. Bemerken Sie nur, wie in dem Fall unseres Beispiels die fatale Unvollkommenheit nicht nur der Sinne, sondern der ganzen physischen und moralischen Persönlichkeit die vollkommene Vereinigung, die die beiden sicher geträumt hatten, unmöglich machte. Und dabei waren sie schon bis zum Leiden, ja fast bis zum Mord gekommen, um ihren Traum der vollkommenen Einigung wahr zu machen. Und dann, dann erfuhren sie die Gewissensangst, das Grauen vor sich selber und doch – doch wieder! – das dunkle Verlangen, diese Dinge zu wiederholen, die für sie schrecklich wurden. –
Es ist das in der Liebe, was Törleß auf anderem Gebiete widerfuhr. Bei Hugo ist es noch dadurch verschärft, dass er selbst beim Beißen und Küssen Herma nicht anbetet, sich nicht gehen lassen kann – in den hohen Graden der Hingebung, sondern nur im gewöhnlichen Rausch – sich nie in ästhetisch gleichwertiger Gesellschaft fühlt.
Vielleicht steckt hier das Problem: das Ethische, das Menschliche an Herma betrügt nur das Ästhetische, nur das kunstvoll Persönliche. Er liebt dieses Ethische, wie etwas von dem man weiß, daß es tötet.
Traum. Auch sie trägt das braune Kleid und hat alle Züge Hermas. Aber doch ist sie irgendwie verjüngt. (Die Szene ist um sechzig Jahre zurück, erinnert an jene von Schwind gezeichneten einfachen Kammern.) Wie er sie zu bereden sucht, ist nicht mehr erinnerlich, nur eine starke, sanfte Sexualität wirkt nach. Dann ein ungeheures Besitzgefühl, Vorbesitzgefühl gewissermaßen, weil sie noch fremd, neu und doch als Doppelbild Hermas schon ihm gehörig ist.

Diese selbe rätselhafte Übertragungsfähigkeit zeigt die Liebe auch im Wachen. Es scheint auch da, daß sie etwas völlig Loslösbares, Transportables ist. Mein Wissen und mein Urteil über Alice hat sich nicht im geringsten geändert, und doch liebe ich sie. Es ist etwas hinzugetreten, das nirgends aufzufinden ist. Wie ein Licht, das auf den Gedanken liegt.

Liebe. Wir sind diejenigen, die immer alles einsetzen müssen. Betrogenwerden hat für uns keinen rechten Sinn, denn wir handeln unter ungeheurem inneren Druck und das Objekt hat nur die Aufgabe diesen auszulösen. Deswegen sind wir wie die Kinder naiv, wenn es die Geliebte beurteilen heißt. Selbst wenn eine Geliebte nur einen Flirt und leichtes Sentiment will, sind wir verblendet genug ihr alles geben zu wollen, – die ganze Seele. – Wir sind lächerlich – aber aus guten Gründen.

Ein Schluß des Romans. Mutterliebe ist das stärkste Sympathiegefühl – nicht aus den Gründen, die man gewöhnlich dafür angibt, sondern weil jede Liebe durch das nie Erkennbare des Anderen, durch vitale Idiosynkrasien und die jeder Zeit bereite schlechteste Deutung zerfressen wird. Und weil keine Liebe ihre volle Intensität findet, die nicht durch irgendeinen äußeren Zwang – Ehe, Gewohnheit – gegen ihre auseinanderstrebenden Faktoren geschützt ist. Erst wenn die zwei Liebenden in ihren Gefühlen wie in einem engen Stall zusammengepfercht sind, bricht dieses schrankenlose sich in einander Verbeißen über sie herein.
Ein ähnliches Band, das man immer bereit findet, ist die enge Verwandtschaft. Es ist vielleicht stupide, aber eben deswegen immer verwendbar. Wenn man sich ganz allein umsieht und gar nichts hat … entgeht man ihm nicht.
So finden sich am Schluß Hugo und seine Mutter.
… Sie gingen täglich den Weg von der Villa zwischen den Gärten zu dem Platze, wo der Holzschlag war und man den hellen, weiten Blick über den See hatte. Dort half er ihr galant über die kniehoch liegenden Äste hinweg. Mit Lächeln und ganz kleinen Schreien, die waren wie ein lustiger Blumenhut,

von dem man weiß, daß er viel zu jugendlich ist, – aber gut kleidet – und dann, weil der Sommer so heiß ist … Und das Lächeln war wie ein begütigender Schleier über diesen ganz leisen, hellen Schreien.
Dann lasen sie. Lasen die Memoiren des Stendhal, die Liebesbriefe des Abbé … die Geschichten des finsteren, kranken Rétif … Er las ihr vor und machte Bemerkungen dazu, wie man eine vergangene Kunst erklärt, – als ein Ding um damit das Leben zu überlisten. Und einmal kam ein Regentag. Erst gegen Abend wurde es wieder hell – nur im See blieb noch eine leise Unruhe – die Luft war zu stark, zu gereinigt, – wie einer – der ein Unheil überwunden hat, und nun in jedem Stück von einer aufdringlichen Gesundheit ist, – und der Duft der Gärten war wie die Leidenschaft einer Frau, die eben erst von einem Wochenbette aufstand.
An diesem Tage mochten sie nicht ausgehen und nicht lesen. In ihrem Auge war eine Unruhe und jeden Augenblick schienen dahinter Tränen zu warten wie bei einem kleinen gelangweilten Mäderl. Und ihn hielt es nirgends still, die Bilder seiner Geliebten tauchten auf und schwammen ineinander.
Sie saßen am Balkon, in weiche Decken gehüllt, wortlos. Da fiel ihm etwas Angenehmes ein. Er erbot sich einen Grog zu brauen, wie es ihn Antionette gelehrt hatte. Es ist ein Kunststück, die richtigen Maße zu wählen. Und seine Mutter lächelte. Der starke Trank durchzog ihr Blut als ob sie die Wärme Antoinettens atmete … Und er erzählte ihr wieder einmal ein wenig. In seinen Worten war die tiefe, einzige Resignation dessen, der alles besaß. Aber er erzählte nicht so direkt. Es war so als ob er seiner Mutter den Hof machte. Er wählte geschliffene Worte und sanfte galante Worte – und nur zwischendurch erzählten sie von Antoinette und erzählten von Margarite und von ihm, der so still blieb wie ein feines Spiegelglas, das diese bewegten Bilder nicht halten kann … Und er sprach von ihr. Verglich. Hielt die feinen blassen Farben in ihnen beiden aneinander. Es war überhaupt als ob er von ihr spräche, wenn er von sich erzählte.

Dann fragte er sie wieder aus: „Sag, sind die Frauen so … ? Oder sind sie so: … ? Und hättest Du so ganz treu sein können? Mir?“ Und plötzlich fragte er sie: „Sag wie alt bist du eigentlich Mama?“ – „Oh – bald fünfzig.“ Und dann kamen nur wenige Worte.
Warme Sonne am Strand. Abend. Abend. Im feuchten Sand Menschen, die sich um die Boote bemühen. Paare.
Und der immer voller aufsteigende Duft des Grogs. Die Menschen unten werden immer marionettenhafter und die eigenen Bewegungen wie an Fäden gezogen. Dann sagt sie etwas ganz Bubenhaftes – und erschrickt – und fühlt, daß sie alte Frau keine Herrschaft mehr über ihre Einfälle und Gesten hat, – sie kommen von daher und dorther – aus ihrem ganzen Leben zusammen. Und sie kauern sich in ihre Decken und der Grog drängt und lacht in ihnen, aber sie trauen sich nicht mehr, zu einander zu sprechen.

Der Muttersohn. Auch darauf könnte man es stimmen. Er ruiniert die Mutter mit Heinrich aus Rache. Und erst als sie parterre, Versöhnung, mit der gewissen Resignation.
Eventuell kann auch folgendes Verwendung finden: das Muttersöhnchen als Kraftmensch. Weil er nie seinen Willen versagen fühlt, locken ihn die Probleme, die über normale Kraft gehen, etwa ein forcierter Wahnbau. Auch wenn sie ihn gar nicht ausfüllen. Das ist der Grund, der ihm zuteil werdenden Bewunderung und seiner eigenen Unzufriedenheit.
Er studiert Mathematik und Physik, nebenbei Philosophie.

Hauptthema dürfte doch die Verbindung von Eifersuchts- mit Einsamkeitsmotiv sein. Wenn man einmal anfängt, an einem Weibe zu zweifeln, kann man alles – auch die rührendsten Ergebenheitsbeweise – bezweifeln. Denn gerade sie können eine subtile Form der Untreue verstecken und in solchen Subtilitäten ist man stark. Andrerseits fängt bei einem gewissen Niveau dieser Empfindungen die ganz allgemeine Skepsis an. Und diese richtet sich dann gleichermaßen gegen die verdächtigen Motive, so daß man auf meinen Standpunkt Herma gegenüber kommt.

Sie ist ein Vermächtnis aus einer Zeit des Tiefstandes, wo er nicht wählerisch war.

Hauptproblem ist das Alleinsein – eventuell auch vor sich selbst – und alles was dazu gehört. Das Übrige ist Gobelinhaft-hintergrundartig zu behandeln. Ein spektatorisches „Aha! So ist es– aber ich verstehe nicht, warum!“
Gelegentlich eines Zurückdenkens an den kleinen – so fremden Robert der Brücke – kann die Stimmung entstehen, in der man nach jeder Einzelheit in Hermas Vergangenheit fragt.

Dr. Pfingst. Beim Lob des Lieben Gottes und des größeren Glücks des Glaubens fiel mir ein: Am besten wäre eigentlich ein Masochist daran, der sich das „être suprême“ als eine strenge Frau dächte. Ihn würde die Mischung von Glück und Unglück im Leben am wollüstigsten berühren.

Man könnte wie einen einzigen asthenischen Zustand schildern – eine plötzliche Erinnerung an die Kindheit – der unverständlich unsympathische kleine Bub – der vor dem Kreuz auf der Holzbrücke nicht den Hut abnehmen wollte – (in einer fremden Gegend mit Pferden mit metallscheiben-beschlagenen Geschirren und Knechten in violettbraunen Jacken) – die Gemütsschattenlosigkeit, die Unwirklichkeit alles Zankens und aller Tragik zum Beispiel zur Mutter.

Kerr hebt an Shaw hervor, daß er als vollendeter Skeptiker zeigt, wie die großen Ereignisse aus kleinen Bestandteilen zustande kommen nur zustande kommen, wenn man dies auch durchschaut. –
Wie ein Arzt, der den innersten Mechanismus der Vagina untersucht und ihr dennoch eine Stunde darauf mit allen Inbrünsten erliegt. –
Das ist einer meiner Züge für Hugo.
Stil. Den Roman humoristisch halten. Moralisierend. Selbst erzählend. Vom tüchtigen Berlin aus die Geschichte erzählen, zunächst sich nur scheinbar für sie entschuldigend.

Detail. Herma (Tonka) erzählte mir von zuhause. Die Weiber aus der Korrektionsanstalt – meist Prostituierte – (sie mußte verlegt werden, weil sie auf den Bauten mit den Sträflingen zusammen arbeiteten und viele Kinder bekamen) – wurden zu häuslichen Arbeiten vermietet. Sie wuschen zum Beispiel sehr gut. Die Großmutter ließ sich nun auch zur Wäsche solche kommen. Man gab ihnen Kaffee – man genierte sich gar nicht, sprach mit ihnen. Mittags mußten sie zurückgeleitet werden. Herma als kleines Mädel ging so auf der

Straße mit ihnen – die graue Anstaltskleidung und weißes Kopftuch trugen – ohne sich geniert zu fühlen. –
Solche menschliche Gleichstellung muß eigentümlich wirken. Ähnlich wie Cousine Julie – „Er hat Unglück gehabt“, sagen die kleinen Leute.

Tonka. Ich bekam plötzlich Grund zu der Annahme – durch eine neue ärztliche Erklärung des Krankheitsbildes oder anderes – daß sie mir damals vor fünf Jahren doch untreu war. Statt mich aber ganz hoch zu spannen wie damals erregt diese Nachricht heute in mir nur ein leises Gefühl einer fast pikanten Überraschung. Tonka wird mir interessant, ich frage mich mit einem fast künstlerischen Interesse, wie dies damals wohl gewesen sein muss – die arme Tonka, die dann darunter so litt! – Es ist gar nichts von Ekel gegen den anderen Mann da, ich fühle mich Tonka sehr nahe. (Gegen: der Erste ist alles!)

Tonka. Das eingekapselte Protozoon: Man trägt den Tod in sich, man braucht nur den bestimmten Zufall zu erfahren und das Protozoon entkapselt sich; es ist wie wenn der Tod irgendwo stünde und wartete, bis man zufällig vorbeikommt.