Die Aufzeichnungen in den Heften des Nachlasses werden in chronologischer Anordnung präsentiert.
Was sind Musils Hefte?
Den zweiten Hauptbestandteil des Nachlasses neben den Nappen bilden die Hefte, die 40 von RM selbst so bezeichneten Tagebücher – abgekürzt und mit Nummer versehen als „Tb“. Diese Materialien sind auf die Romanarbeit bezogen, indem Musil sie nicht nur bis zuletzt mit sich führt und von Zeit zu Zeit Überlegungen zur Verwirklichung dieser Projekte anstellt – etwa diese Hefte selber herauszugeben -, er vernetzt außerdem Notizblätter und Heftnotizen mit seinem System von Verweissiglen und richtet so eine ganz eigene Ordnung kommunizierender Gefäße ein. Überlegungen, was Musil in Hefte schreibt und was auf Blätter, laufen darauf hinaus, dass die Elaboration der Werke auf Blättern erfolgt, während die Hefte als Speicher dienen. Sie bilden so jedenfalls einen integralen Bestandteil von Musils Schreibanlage. Editorisch sind sie als individuelle Einheiten aufzufassen und als solche aufzubereiten und in chronologischer Abfolge darzustellen, jedes für sich seinem Charakter gemäß. Es findet sich darunter eigentlich kein reines Tagebuchheft, jedes ist gleichzeitig Notizheft für literarische Projekte. Einzelne Hefte sind vom Autor eigens als Projekthefte angelegt worden, so etwa Entwurfs- und Schmierhefte zu einzelnen Essays (z. B. Heft 26) und zu MoE-Vorstufen (z.B. Hefte 16, 22 und 36). Die Hefttitel folgen Musils Aufstellung im Registerheft, außer sie haben vom Autor eigene Titel bekommen, wie „Journal“, „Kehraus“, „Autobiographie“ usw.
Übersicht
Brünn-Berlin: 1898-1908
Heft 3 – „Altes schwarzes Heft“: 1899 – 1908

- ÖNB-Signatur: S.N. 15.128
- Bezeichnung
- Registerheft: „3: Altes schwarzes Heft„
- Abfassungszeit: Anfang 1899 – Anfang 1908
- Umfang: Ursprünglich 146 von RM beschriebene und paginierte Seiten, mehrere Leerseiten und 5 eingelegte, beschriebene Blätter (Frisé)
- Überlieferung: Original verloren; Text nach Typoskript-Abschrift Frisés 1954/55 (82 Seiten), mit Korrekturen und Angabe der Original-Pagina von Kaiser/Wilkins (in schwarzer Tinte).
- Ort: Brünn | Stuttgart | Berlin
- Werkkontext: Vorarbeit zum Roman | Grauauges nebligster Herbst
Heft 4 – „Altes schwarzes Heft“: 1900 – 1904

- ÖNB-Signatur: S.N. 15.129
- Bezeichnung
- Registerheft: „4: Altes schwarzes Heft„
- Deckblatt: „Brünn 1898-1902“ (Martha Musil)
- Abfassungszeit: Anfang 1900 – Herbst 1904
- Umfang: 125 Seiten, davon 10 paginierte Leerseiten; 28 unpaginierte Leerseiten
- Einlagen: 15 Blätter, 24 paginierte und beschriebene Seiten; Briefumschlag mit 4 Zeitungsausschnitten (1925)
- Ort: Brünn | Stuttgart | Berlin
- Werkkontext: Monsieur le vivisecteur | Paraphrasen | Vorarbeit zum Roman
Erster Weltkrieg: 1915-1918
Heft I – „Klein Grau“ | Kriegstagebuch I: 1915 – 1920

- ÖNB-Signatur: S.N. 15.125
- Bezeichnung: „Klein Grau I«; im Registerheft nicht verzeichnet
- Abfassungszeit: ca. Mai 1915 bis Anfang 1920
- Umfang: 53 beschriebene und paginierte Seiten, 2 unpaginierte beschriebene Seiten, 1 paginierte und 29 unpaginierte Leerseiten
- Ort: Trient; Palai; Bozen; Wien
- Werkkontext: Tagebuch; Grigia, Nachlaß zu Lebzeiten, Die Amsel, Das Land über dem Südpol
