In diesem Bereich der Plattform werden die (vorwiegend) in Mappen des Nachlasses enthaltenen Notizen und Entwürfe zu Schreibprojekten von RM in chronologischer Anordnung präsentiert.
Walter Fanta
Was sind Musils Mappen?
Als Adolf Frisé 1950 nach Rom kommt, um die Fortsetzung des MoE aus dem dort vom Stiefsohn Gaetano Marcovaldi aufbewahrten Nachlass von RM im Auftrag des Rowohlt-Verlags zu entnehmen, stellt er etwas fest, das die RM-Edition bis heute beschäftigt: Die ‚akzidentielle Struktur‘ der 60 Mappen des Nachlasses stimmt mit der ‚essentiellen Struktur‘ des Romans mit Romanteilen und Romankapiteln nicht überein. Was RM bei seinem Tod hinterlassen hat, ist kein Romanfragment, geschweige denn ein fertiger Roman. Es handelt sich vielmehr um tausende mit einem komplizierten Siglensystem durch eine Unzahl von Verweisen miteinander verknüpfte Manuskriptseiten mit Notizen und Entwürfen in Mappen und Konvoluten für jeweils bestimmte Schreibziele in unterschiedlichen Schreibphasen angeordnet. Alles zusammen vertritt das im Grunde lebenslange Schreiben von RM am MoE. Die Edition des Romans aus den Mappen erfordert eine Transmission, ebenso die Rekonstruktion der Genese. Als Ergebnis jahrzehntelanger Erschließung erfolgt die Präsentation der Texte erstmals nach der Chronologie der Entstehung.